11. Oktober
Am Morgen fand unsere Pflegestelle Tuttlingen, als sie den Müll rausbringen wollte, vor ihrer Haustür eine abgestellte Transportbox. Darin saß ein Meerschweinchenweibchen - ohne Futter und Wasser oder Einstreu, nur auf einer von Urin völlig durchnässten Zeitung!
Es hing ein Post-it daran mit der Aufschrift: "Hallo Frau ........., das Meerschweinchen hat überall kahle Stellen. Ich kann sie darum leider nicht behalten. Liebe Grüße"
Das Meerschweinchenweibchen ist völlig verpilzt, war komplett unterkühlt und total ausgehungert, als unsere Pflegestelle sie endlich gefunden hatte. Leider hatte die arme Maus nicht so viel Glück wie die Kartonschweinchen letzte Woche - sie wurde wohl auch am Abend abgestellt und musste die ganze Nacht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt draußen ausharren. Auch hier wurde die Box einfach nur abgestellt, ohne zu klingeln oder sich irgendwie bemerkbar zu machen.
Das Schweinchen wurde direkt noch einem Tierarzt vorgestellt, hat bereits die erste Injektion aufgrund des Pilzbefalls bekommen und erholt sich jetzt erst mal von den Strapazen.
Um ihre Temperatur wieder auf normal zu bringen, sitzt das Mädel, das zwischenzeitlich den Namen Kamilla bekommen hat, unter der Wärmelampe. Da sie völlig ausgekühlt war, hoffen wir sehr, dass sie sich keine Erkältung oder Lungenentzündung zugezogen hat.
Zum Glück schmeckt Heu und Grünzeug, das sie heißhungrig verputzt. ;-)
25. Oktober
Kamilla wog 601 Gramm, als ich sie fand und hatte zwischendurch noch weiter abgenommen, da ihre Verdauung verrückt spielte. Sie hatte ständig Durchfall.
Mittlerweile macht sie richtig schöne Köttel und wiegt 687 Gramm. Ist immer noch zu wenig, aber es geht aufwärts.
Ihre verpilzten Stellen wachsen auch allmählich zu. Dafür hat sie jetzt eine neue Stelle an der Nase...
Wird wohl noch dauern, bis sie ganz gesund ist und in ein neues Zuhause ziehen darf.

4. November
Kamilla darf endlich unter anderen Schweinchen sein, nachdem alle Tests auf ansteckende Krankheiten und Parasiten negativ waren. Erst sollte sie zu den Pflegeschweinchen, reagierte dort aber extrem aggressiv auf Kastrat Dorsen und hat den fast doppelt so großen Kerl böse attackiert. In meiner Gruppe wurde sie gleich zurecht gewiesen. Sie bleibt nun erst mal zur Resozialisierung bei meinen Privatschweinchen.
11. März
Kamilla hat ein neues Zuhause gefunden: Sie durfte zu einem einsamen, verwitweten Kastraten ziehen. Bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Es wurde geschnüffelt, gebrommselt, gepopcornt und sofort Nase an Nase gefuttert.
Ich freue mich sehr für die schwarze Schönheit, dass sie endlich ein tolles Zuhause gefunden hat.