Hier möchten wir Ihnen Anekdoten aus unserem täglichen Alltag als Pflegestelle, Telefondienst, Kontrolleur etc. vorstellen.
Mit dieser Seite möchten wir nicht anprangern, sondern aufklären. Damit es nicht noch mehr Tieren aufgrund falscher Informationen so ergeht wie in den untenbeschriebenen Anekdoten.

Wir erleben sehr oft, dass uns Leute entweder bei einer Vermittlung, Abgabe oder am Telefon Geschichten erzählen, die uns die Haare zu berge stehen lassen.
Oftmals kommen diese Geschichten bzw. falschen Tipps und Ratschläge von Zoohändler und Tierärzten, die offensichtlich noch auf einem sehr alten und - wie man mittlerweile weiß - völlig falschen Stand sind, was die artgerechte Haltung und Fütterung von Meerschweinchen angeht.
Bei uns werden immer wieder Tiere abgegeben, die Zeugnis dieser völlig unglaublichen Geschichten sind, die immer noch über Meerschweinchen kusieren.

Doch lesen Sie selbst...


"Gerücht: Meerschweinchen sollen einmal Junge bekommen"

Leider taucht immer wieder das Gerücht auf, dass Meerschweinchen-Weibchen keine Probleme mit Eierstöcken und Gebärmutter bekommen würden, wenn sie einmal Junge gehabt hätten.
Nach unserer Erfahrung und auch nach tiermedizinischer Meinung schützen Schwangerschaften weder vor Eierstockzysten, noch Gebärmutter-Tumoren oder Entzündungen. Auch arme "Gebärmaschinen", die wir aus schlechter Haltung befreien und die vielen ungewollt Schwangeren bekommen ebenso Unterleibsprobleme wie alle anderen auch.
Auch aus Sicht der ganzheitlichen Medizin macht dieses Gerücht keinen Sinn. Krankheiten können nicht durch vorangegangene Schwangerschaft verhindert werden.
Ausserdem wäre die Praxis, alle Weibchen aus diesen dubiosen Gründen einmal zu schwängern ein Schlag ins Gesicht des Tierschutzes. Es gibt sowieso schon viel zu viele ungewollte Schwangerschaften und unkontrollierte Vermehrung. Wohin mit noch mehr "überflüssigen" Babies?

Bitte helfen Sie mit diesen Irrglauben und noch mehr Not zu verhindern! 


Oft wird empfohlen, die Perinealtasche von Böckchen zu reinigen, indem man mit einem Wattestäbchen darin stochert. Leider bekommt man dadurch weder Übersicht darüber, was, wieviel und wie fest mit Einstreu o.ä. verklebtes oder eingetrocknetes Sekret in der Tasche steckt, noch kann man dadurch eine wirkungsvolle Reinigung erreichen. Auf dem Foto sehen Sie, wie eine ausgeklappte saubere Perinealtasche und ein ausgefahrener Penis aussieht. Auf der Seite über die Perinealtasche gibt es für Sie eine kleine Beschreibung, wie man die Perineal-Tasche und den Penis am besten sauber macht. 


Und mal wieder ein Foto von viiiiel zu langen Krallen...


Immer wieder wird behauptet, man müsste Schwangere vor der Geburt alleine setzen. Bitte tun sie das dem armen Tier nicht an!!! Es gibt wirklich keinen einzigen Grund, warum man eine Schwangere diesem  völlig überflüssigen Stress aussetzen sollte! Die zukünftige Mutter wird aus ihremgeschätzten sozialen Umfeld herausgerissen! Das kann weder für die Mutter, noch für die Babies in irgendeiner Form sinnvoll sein!
In der Gemeinschaft helfen oft die "Tanten" die Babies trocken zu lecken und die Babies werden sofort in der Grossfamilie aufgenommen. Auch der Kastrat freut sich über die neuen Familienmitglieder. Er nimmt sie wie eigene Kinder an, auch wenn jemand anders der Vater ist.
Ein unkastrierter Bock hat allerdings nichts in der Nähe Schwangerer verloren, denn der würde die Mutter sofort nach der Geburt wieder decken. Oft ist es schon geschehen, wenn man erst dazu kommt, wenn die Babies schon auf der Welt sind.
 


Wir bekamen ein eine Woche altes Waisen-Baby zur Aufzucht. Die Mutter war eine Woche nach der Geburt plötzlich gestorben. Leider weiß niemand warum. Was war passiert? Eigentlich sollte es gar keinen Nachwuchs geben, da beide Elternteile Nottiere waren. Der Bock wude aus dem TH geholt und war ein Fundtier. Er wurde mit der Aussage abgegeben "Vermutlich ist er kastriert". Das war aber nicht der Fall. Leider hatte diese Vermutung schlimme Folgen. 

Fazit: Bitte verlassen Sie sich nicht auf Vermutungen, wenn Sie einen Bock mit einem Weibchen zusammen setzen wollen. Es kommt zwar selten vor, aber es gibt Fälle in denen die Hoden der Böckchen im Bauchraum sitzen anstatt an bekannter Stelle.  Da kann man leicht denken der Bock sei kastriert. Bitte lassen Sie in so einem Fall (wenn nicht jemand sicher sagen kann dass der Bock kastriert IST) das Tier von einem kompetenten Tierarzt untersuchen. Eine Schwangerschaft bei Meerschweinchen unbekannter Herkunft, kann für Mutter und Kinder schlimme Folgen haben!


Das Gerücht, Meerschweinchen bräuchten vor allem in der kalten Jahreszeit Trockenfutter oder eleganter formuliert "energiereicheres Futter", hält sich weiterhin hartnäckig. Besonders Tiere aus Außenhaltung müssten noch mehr energiereiches Futter erhalten, weil sie ja auch mehr Energie aufwänden müssen, um sich bei niedrigen Temperaturen warmhalten zu können.

Richtig ist: Meerschweinchen brauchen generell kein handelsübliches Trockenfutter - weder in Innen- noch in Außenhaltung! Tieren in Außenhaltung kann man im Herbst, wenn die Nachttemperaturen sinken, und im Winter gerne energiereicheres Futter zuführen. Das ist aber nicht zu verwechseln mit getreidereichem Tockenfutter, sondern kann aus Karottenchips, Erbsenflocken, Sonnenblumenkernen, Johannisbrotstückchen und z.B. Petersilienpellets bestehen. Hier gilt natürlich auch die Faustregel 1 Eßlöffel pro Tier und Tag. Zu viel des Guten lässt die Tiere verfetten, faul und träge werden. Doch gerade im Winter ist ausreichend Bewegung wichtig, denn die hält auch warm. 


Bei uns im Telefondienst rief ein junger Mann an, der zwei Meerschweinchen von Bekannten in Pflege hatte. Das eine hatte schon seit längerer Zeit Milbenbefall und wurde auch schon von der Besitzerin beim TA behandelt. Dieser spritzte dem Tier Antibiotika gegen die Milben. Nachdem dies natürlich keine Wirkung zeigte, riss er dem Meerschweinchen das Fell aus. Des weiteren wurde eine Salbe verschrieben. Das arme Tiere ist nun total wund und kratzt sich ständig.

Richtig ist: weder Antibiotika noch Salbe helfen gegen Räudemilben! Lediglich eine Spritzentherapie oder das Aufträufeln eines Medikaments auf die Ohrrückseiten mit 3maliger Wiederholung alle 7-10 Tage zeigt Wirkung. 


Einer Familie wurde beim Kauf von zwei 6 Wochen alten Meerschweinchen in der Zoohandlung gesagt, dass diese noch keinerlei Frischfutter fressen dürften. NUR Trockenfutter. Außerdem dürfte man kleine Meerschweinchen auf keinen Fall anfassen.

Richtig ist: Meerschweinchen fressen ab dem ersten Tag nach ihrer Geburt alles mit, was die Mutter und die anderen Tiere der Herde futtern. Egal ob Heu, Frischfutter oder auch Gras und Löwenzahn. Auch darf man Meerschweinchen natürlich zum wöchentlichen Wiegen und Durchchecken anfassen und aus dem Käfig nehmen. Allerdings sollte man den Tieren natürlich genug Zeit lassen um sich an den Menschen zu gewöhnen und zutraulich zu werden.  


Ein hartnäckiges Gerücht ist, dass Meerschweinchen bei Parasiten nicht mit Pour-on(Spot-on)-Präparaten behandelt werden könnten, sondern nur Spritzen wirken würden. Das stimmt insofern, wenn man das Mittel, wie bei Hunden und Katzen üblich auf die Nackenhaut tropft. Meerschweinchen haben dort eine sehr dicke Haut, so dass der Wirkstoff kaum eindringt. Tropft man es jedoch auf die Rückseite der Ohren, wo die Adern ja sichtbar sind, wirkt es ausgezeichnet. Gequieke und Gestrampel und teure Injektionen gehören der Vergangenheit an. 


Gerüchte zum Thema Frischfutter:

Eine Vermehrerin behauptete, dass Meerschweinchen nie Frischfutter und Wasser gleichzeitig zur Verfügung haben dürften. Wenn man Wasser geben würde, dürfte man kein Frischfutter geben.

Eine andere Vermehrerin behauptete, man dürfte Babies kein Frischfutter geben, das wäre "nicht gut".

Ein anderes Gerücht besagt, dass die Tiere Darmprobleme bekommen würden, wenn sie Frischfutter bekommen würden, aber wenn man Getreidefutter dazu gibt, wäre es wieder ok.

Wahr ist: Selbstverständlich soll immer Wasser zur Verfügung stehen.
Und natürlich dürfen Babies bei Mamis Frischfutter mitfressen.
Salat und Gurke im Übermass kann tatsächlich Verdauungsprobleme verursachen. Es gibt bei manchen Schweinchen individuelle Empfindlichkeiten, auf die natürlich Rücksicht genommen werden sollte. Dabei hilft jedoch Trockenfutter herzlich wenig, sondern kann seinerseits belastend auf die Darmflora wirken.
 


Interessenten wurde in einer Filiale einer großen, deutschen Zooladenkette auf die Frage hin, warum denn die Meerschweinchen bei ihnen mehr kosten würden als in den anderen Zoohandlungen geantwortet, dass die Tiere von ihnen “garantiert gesund und garantiert nicht trächtig” wären.
Wenige Wochen später bekamen beide (!) dort gekaufte Weibchen jeweils 2 Junge. Von der einen Mutter starb das eine Baby innerhalb weniger Tage, das zweite ist schwer deformiert und blind und hat so eine Platz als Patentier bei uns gefunden. Dies sind höchstwahrscheinlich Folgen von langfristiger Inzucht.
 


Auch solche Käfigschalen werden immer öfter bei uns abgegeben:


Scheinbar wurde dieser Käfig nie richtig gereinigt. Das was hier zu sehen ist, ist alles angebackener Kot und Urinstein.

Mit Essigessenz oder geruchloser Zitronensäure und etwas Geduld lassen sich die Beläge entfernen. 


So und mit noch schlimmeren Krallen werden immer wieder Meerschweinchen bei uns abgegeben:


Uns wurde sogar schon das Gerücht zugetragen, dass die Krallen möglichst selten geschnitten werden sollten, damit sie nicht so schnell nachwachsen. 


Eine Frau hat beim Telefondienst angerufen, um nach Rat wegen einem ihrer beiden Meerschweinchen zu fragen. Sie hat sich zwei Weibchen in einer Zoohandlung gekauft, da sie keinen Nachwuchs von den Tieren haben wollte. Als erstes musste sie feststellen, dass die Tiere mit Haarlingen befallen waren. Also ist sie mit beiden zu einem Tierarzt gegangen, der ihr ein Mittel zum Baden gab! Der Tierarzt kannte sich ganz offensichtlich nicht gut mit Meerschweinchen aus, sonst hätte er gewusst, dass man den Meerschweinchen das Baden ersparen kann. Einerseits bedeutet Baden einen nicht unerheblichen Stress für die Tiere, belastet unnötig den Kreislauf und birgt zudem die Gefahr der Erkältung, die sehr schnell einen dramatischen Lauf annehmen kann. Haarlingsbefall kann bei Meerschweinchen ganz einfach mit einem Puder (Bolfo) aus dem Raiffeisenmarkt behandelt werden. Der Tierarzt empfahl, die Tiere zweimal täglich zu baden! Die Frau hat ihrem Tierarzt natürlich vertraut und dies auch gemacht. Beim Trocknen der Meeris war sie sehr sorgfältig, so dass die Tiere zum Glück keine Lungenentzündung  bekommen haben. Durch eine Bekannte, die Kontakt zur Meerschweinchenhilfe hat, hat die Frau erfahren, dass die Vorgehensweise ihres Tierarztes für Meerschweinchen völlig unangemessen war.
Damit leider noch nicht genug. Eines der Weibchen ist tächtig. Nun hat die Frau leider im Ergebnis doch genau das, was sie nicht wollte. In wenigen Tagen steht der Nachwuchs ins Haus.