Meerschweinchen können problemlos das ganze Jahr draußen gehalten werden, wenn einige Punkte beachtet werden.
Die Tiere sollten frühestens Mitte Mai, bzw. nach den Eisheiligen (11. – 15. Mai), oder wenn die Nachttemperaturen nicht mehr unter 12-15° C fallen, nach draußen gesetzt werden. Auch ist ein Umquartieren nach draußen später als Anfang September nicht mehr empfehlenswert, da sich die Tiere langsam an die sinkenden Temperaturen gewöhnen müssen. Auch hier gilt wieder der Richtwert von 12-15° C.
Grundsätzlich kommen Meerschweinchen eher mit Kälte als mit zu großer Hitze zurecht.
Das Gehege muss rundherum ein- und ausbruchssicher sein. Feinde für Meerschweinchen in Außenhaltung sind Katzen, Hunde, Raubvögel, Marder, Füchse, Ratten, Mäuse...
Von unten sichert man das Gehege, in dem man ein Gitter auch in den Boden eingräbt und es auch komplett unter dem Boden entlang legt. Von oben sollte es ebenfalls durch ein Gitter gesichert sein, dass fest mit den Seitenteil verbunden sein muss, damit es nicht durch einen Windstoß angehoben wird oder ein Feind hier doch einen Einschlupf findet. Ein Netz, wie es vielfach praktiziert und auch verkauft wird, ist nur für zeitweisen Aufenthalt unter Aufsicht im Freien geeignet. Zum dauerhaften Abdecken ist es nicht stabil und sicher genug!
Beachtet werden sollte die Maschenweite des verwendeten Gitters: Marder passen bereits durch ein ei-großes Loch. Mäuse durch Gitter, durch die auch unser kleine Finger durchgesteckt werden kann.
Besonders wichtig ist für Tiere in ganzjähriger Außenhaltung eine isolierte Schutzhütte. Eine optimale Isolierung wird in Form von Holz – Styropor – Holz erreicht. Die Schutzhütte sollte ausreichend groß entsprechend der Anzahl der Bewohner sein. Aber auch nicht zu groß, damit die Tiere überhaupt die Möglichkeit haben, die Hütte durch ihre Körperwärme aufzuheizen.
Hierfür eignen sich z.B. die im Handel vielfach angebotenen Hasenställe. Diese müssen dafür natürlich ebenfalls noch gut nachgerüstet werden. Die vergitterten Flächen können für die Winterzeit z.B. mit einer Plexiglasscheibe gegen Zugluft geschützt werden. Dabei sollte aber auf jeden Fall an Lüftungsschlitze (z.B. am Rand der Scheibe) für den Luftaustausch gedacht werden. Eine weitere Möglichkeit sind Hundehütten, die vielfach schon isoliert angeboten werden (z.B. bei Internetauktionshäusern). Bei manchen Anbietern werden auch Sonderwünsche wie z.B. kleinere Eingänge berücksichtigt.
In einem solchen Stall benötigen die Tiere, auch wie in einem Käfig in Innenhaltung, noch Häuschen, Unterschlupfe etc. in die sie sich verkriechen können. Häuschen im Auslauf sind nicht zu empfehlen: Im Sommer heizen sie sich u.U. auf, im Winter täuschen sie einen trügerischen Schutz vor. Besser geeignet sind z.B. Weidenbrücken, Rindenstücke, Korkhöhlen oder auch sogenannte Weinregalsteine.
Zusätzlich muss die Schutzhütte oder der Stall in den kälteren Jahreszeiten ausreichend mit Heu und/oder Stroh ausgepolstert sein. Auch dieses wärmt zusätzlich. Nasse Stellen sollten regelmäßig gereinigt und neu eingestreut werden, da die Feuchtigkeit zu Schimmelbildung und Kälteentwicklung führen kann.
Wenn die Nachttemperaturen unter 0 °C sinken, kann zum Schutz nachts auch eine dicke Decke über den Stall gelegt werden. Evtl. auch ein Wachstuch gegen Regen.
Im Winter muss auch der Wassernapf seinen Platz in der Hütte finden. Je nach Temperatur muss das Wasser u.U. mehrmals täglich gewechselt bzw. aufgebrochen werden. Bitte hier keine Trinkflaschen verwenden, da die Nippel binnen Minuten einfrieren und die Tiere auch daran festfrieren können.
Den Tieren muss es zu jeder Tageszeit möglich sein einen Platz im Schatten aufzusuchen. Dabei ist vor allem darauf zu achten, dass die Sonne im Laufe des Tages wandert.
Dieser Schatten sollte, wie oben erwähnt, nicht durch ein Häuschen gewährleistet sein, da sich dieses bei direkter Sonneneinstrahlung auch gefährlich aufheizen kann. Auch die sonstige Gehegeausstattung genügt nicht als Schattenspender. Am besten sorgen Sie durch ein Sonnensegel oder ein Leintuch, das über den Auslauf gespannt ist für Schatten. Einen Baum und/oder Busch kann auch für Schatten sorgen. Aber achtung: Herunterfallende Blätter können giftig sein! (s. auch weiter unten bei „Bepflanzung Außengehege“)
Für den Boden des Geheges gibt es viele Gestaltungsmöglichkeiten. Meistens wird der Bodengrund einfach mit Rindenmulch ausgelegt. Die Schutzhütte mit herkömmlichem Kleintierstreu, Holzpellets sowie Heu und/oder Stroh im Winter ausstatten.
Ein Teil des Geheges sollte im Idealfall für die Tiere auch bei Regen oder Schnee „trockenen Pfötchens“ begehbar sein.
Ansonsten kann man bei der Gestaltung des Geheges seiner Kreativität freien Lauf lassen: Korkröhren, Weidenbrücken, Steine zum drüber und drunter Durchlaufen, Äste, Zweige...
Für die Einrichtung geben die Links und Buchtipps weiter unten auch viele Anregungen und Ideen.
Ansonsten gelten die gleichen Dinge, die man auch in der Innenhaltung beachten sollte: pro Tier mind. ein Häuschen/Unterstand, jeder Unterschlupf sollte mind. 2 Ein-/Ausgänge haben... Letzteres ist gerade im Sommer draußen auch für die Belüftung und eine Vermeidung von Hitzestaus wichtig.
Die Fütterung der Tiere unterscheidet sich draußen nicht wesentlich von der Innen: Es muss immer ausreichend frisches, sauberes sowie trockenes Heu zur Verfügung stehen. Dazu kommt dann pro Tier und Tag ca. 80-100g Frischfutter. Bei Grasbewuchs im Gehege kann hiervon einiges abgezogen werden, da die Tiere ja relativ viel Gras fressen.
Auch in ganzjähriger Außenhaltung brauchen die Tiere keinerlei Trockenfutter! Wenn man den Tieren gerade im Winter jedoch mehr Energie zuführen möchte, kann dies durch eine zusätzliche, beschränkte Gabe von Erbsenflocken, Karottenchips, Petersilienpellets und/oder Sonnenblumenkernen. Bitte auch hier keine sog. Fertig-/Alleinfutter aus dem Zooladen das Getreide etc. enthält geben. Näheres dazu s. auch unter Fütterung.
Am besten für ganzjährige Außenhaltung geeignet ist eine Gruppe mit mind. (!) 3 Tieren (z.B. ein Kastrat mit zwei Weibchen) – hier sind aber keine Grenzen gesetzt. Jedoch sollten die Tiere genügend Platz haben – innen wie auch außen.
In Ausnahmefällen kann man auch nur zwei Tiere draußen halten. Dafür müssen aber genug Bewegungsanlässe geschaffen werden (Bewegung hält warm) und die Schutzhütte muss sehr gut isoliert sein.
Die Tiere dürfen im Winter auf keinen Fall ins Haus geholt werden! Weder zum Kuscheln noch zum Krallenschneiden o.ä. – auch nicht nur kurz! Die Temperaturunterschiede sind für den Organismus der Tiere zu gravierend und es kann leicht zu einem Temperaturschock, einer Erkältung oder gar zu einer Lungenentzündung führen.
Ebenso darf auch das Misten nicht entfallen. Gerade im Winter, wenn es kalt ist oder es mal eine Woche dauerhaft regnet, fällt das oft schwer und ist unangenehm. Man sollte sich vor dem Ausquartieren seiner Tiere gut überlegen, ob man dazu bereit ist auch dann noch die notwendigen Arbeiten nicht zu vernachlässigen.
Gartenschweinchen sind i.d.R. mehr Parasiten ausgesetzt als Hausschweinchen. Bei einem intakten Immunsystem und guter allgemeiner Verfassung sollte das jedoch kein Problem darstellen. Die Tiere werden mit einem bestimmten Maß an Parasiten selbst fertig. Bei Außenhaltung sollten die Tiere täglich genauestens beobachtet - ob sie alle einen fitten Eindruck machen, zum Fressen kommen etc. - und evtl. häufiger kontrolliert werden, als bei Innenhaltung. Wie auch in Innenhaltung müssen die Tiere wöchentlich gewogen und gecheckt werden (abtasten, Augen, Ohren, Nase, Zähne und Popo/Perinealtasche kontrollieren).
Für kranke und trächtige Tiere ist Außenhaltung besonders im Winter nicht empfehlenswert. Man sollte jederzeit die Möglichkeit haben, die Tiere im Krankheitsfall ins Haus zu holen. Aber Achtung: Im Winter dürfen die Tiere nicht abrupt von draußen nach drinnen umsiedeln! Dies muss dann langsam über mehrere Schritte (erst in den Keller, dann ins Treppenhaus, dann in ein unbeheiztes Zimmer und dann erst zum eigentlichen Standort) erfolgen. Es sollte aber nicht nur das kranke Tier nach innen umziehen, sondern auch mindestens eines seiner PartnerInnen. Bei nur 2 oder 3 Tieren müssen alle nach innen verbracht werden.
Als letzten Punkt möchten wir noch darauf hinweisen, dass Meerschweinchen in Außenhaltung oftmals die engere Bindung zum Menschen verlieren bzw. erst gar aufbauen.
Wer nicht die Möglichkeit hat, seine Tiere das ganze Jahr über draußen zu halten bzw. wer dies nicht möchte, der kann auch zeitweise im Sommer den Auslauf in den Garten verlegen. Auch für diese „Sommerfrische“ sollten Sie jedoch die wichtigsten Punkte beachten:
Auch die Haltung von Meerschweinchen auf dem Balkon anstatt im Garten ist ganzjährig möglich. Allerdings ist dies nicht ganz einfach. Es muss immer berücksichtigt werden, dass sich auf einem Balkon u.U. die Hitze eher staut wie auf der Wiese. Vor allem schmale Süd- oder Süd/Westbalkone entwickeln sich im Sommer zu wahren Brutkästen.
Obwohl im Winter die Außentemperatur oft unter 0 °C ist, kann sich die Innentemperatur im Stall bei Sonnenschein auf dem Südbalkon schnell auf über 20 °C erwärmen. Dann muss unbedingt gelüftet werden.
Zusätzlich bedarf auch der Boden einer besonderen Dämmung. Hierfür eignet sich z.B. eine Schicht Styropor über die dann ein PVC-Bodenbelag verlegt wird. Eine etwas kostenintensivere Variante sind Hanfteppiche mit Stroh darüber gestreut. Darunter sollte aber auch PVC o.ä. verlegt sein, da die Teppiche nichts aufsaugen, sondern Urin durchläuft und das sonst mit der Zeit anfängt zu riechen.
Zu beachten ist auch die Absturzgefahr, da die meisten Balkone unter dem Balkongeländer einen Abstand zum Boden aufweisen. Sollte also zeitweise Freilauf außerhalb des Geheges geboten werden, muss hier noch gesichert werden.
Ansonsten gelten die gleichen Grundregeln wie auch bei der ganzjährigen Außenhaltung im Garten.
Geeignet sind Apfelbaum, Birnbaum, Haselnusss, Heidelbeer- oder Johannisbeerbusch – kann auch in größeren Mengen angeboten werden. Birke, Buche, Erle, Fichte, Linde, Pappel, Tanne und Weiden wegen hohem Anteil an Gerbsäure oder ätherischen Ölen nur in kleinen Mengen anbieten.
Giftig für Meerschweinchen sind Berglorbeer, Ginster, Blauregen, Buchsbaum, Efeu, Eibe, Eiche, Essigbaum, Goldregen, Hartriegel, Heckenkirsche, Ilex, Lonicera, Kastanien, Kirschlorbeer, Lebensbaum, Liguster, Oleander, Sadebaum, Schneebeere, Seidelbast, Sommerflieder, Wacholder, Holunder, Thuja.
Agave, Aloe, Alpenveilchen, Amaryllis, Aronstab, Azalee, Christrose, Eisenhut, Farne, Flieder, Ficus, Fingerhut, Digitalis, Anthurie, Geranien, Lilien, Kalla, Lupinen, Narzissen, Osterglocken, Primeln, Colchicium, Bärlauch, Bilsenkraut, Bingelkraut, Kronwicken, Buschwindröschen, Eisenhut, Gundermann, Hundspetersilie, Maiglöckchen, Rebendolde, Sauerklee, Schneeglöckchen, Wolfsmilchgewächse.
Achtung! Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!
http://www.cavy-forest.de/aussen.htm
http://www.diebrain.de/Iext-aussen.html
~ Esther Schmidt: Meerschweinchen im Außengehege
ISBN 978-3-8338-1714-4 € 7,99
Neben schönen Ideen zur Gehege- und Stallgestaltung auch wichtige Basics wie Ernährung, Pflege und Vergesellschaftung.
~ Ruth Morgenegg: Artgerechte Haltung, ein Grundrecht auch für Meerschweinchen
ISBN 978-3-9522661-0-6 € 22,00
Hier wird auf das Thema Außenhaltung sehr anschaulich und ausführlich eingegangen.
~ "Wissenswertes über Meerschweinchen", der Ratgeber der Meerschweinchenhilfe e.V.
mit Tipps zur Außenhaltung und ausführlicher Futterliste
Sollten Sie noch weitere Fragen zum Thema Außenhaltung von Meerschweinchen haben, können Sie sich gerne jederzeit an unseren Telefondienst (Kontaktdaten unter Kontakt) wenden.
Dort kann man Ihnen entweder direkt helfen oder Sie an einen unserer Außenhaltungsexperten weiterverweisen.