Meerschweinchen genießen nach wie vor den Ruf, lieb, schmusig und ohne großen Aufwand in der Haltung zu sein. Kurz, das ideale Kuschel- und Schmusetier, das nicht beißt oder kratzt und sich besonders für Kinder ab 3-4 Jahre eignet.

Meerschweinchen lassen Vieles mit stoischer Ergebenheit über sich ergehen, das heißt aber noch lange nicht, dass sie diverse Zuwendungen auch mögen oder gar genießen.

Mit viel Zuwendung werden die Tiere mit der Zeit immer zutraulicher - die einen schneller, die anderen brauchen länger, manche werden nie zutraulich und bleiben immer scheu.

Meerschweinchen sind von natur aus scheue Tiere und suchen ihr Heil stets in der Flucht. Die Vertrauensbasis muss also zuerst aufgebaut werden. Für Kinder eine echte Geduldsprobe und teilweise sogar unverständlich, warum die Meeris erst einmal davon rennen und nicht freiwillig zum Streicheln auf den Schoß kommen.

Hier möchten wir verschiedene Beschäftigungen aufzeigen, an denen die Schweinchen und die Kinder Freude haben.

Eine erste Annährung könnte „Meerschweinchen angeln“ sein. Die Kinder basteln aus einem Stock und einer Schur eine Angel. An deren Ende wird etwas Leckeres befestigt. Das kann ein Stück Karotte, Gurke, Fenchel o.ä. sein, das dann von den Meerschweinchen weggeknabbert wird. Die Kinder haben Spaß, die Meerschweinchen Bewegung und lernen ihre Menschen aus der Entfernung kennen, da sie dazu ja nicht angefasst werden müssen. Auch prima für die ganz scheuen Vertreter ihrer Art. Besser ist in jedem Fall, sich mit ihnen aus der Distanz zu beschäftigen als gar nicht.

Ein weiterer Schritt könnte sein, die vierbeinigen Mitbewohner futterzahm zu bekommen, d.h. die Meerschweinchen holen sich die Leckerlis aus der Hand am Gitter ab. Hier sei aber ausdrücklich erwähnt, Leckerlis sind nicht zu verwechseln mit Knabberzeugs, Snacks, Drops oder Bestandteilen aus Fertigfuttermischungen. Wir tun unseren 4-Beins einen weitaus größeren Gefallen, wenn die Leckerlis Grünfutter sind. Näheres dazu finden Sie auch hier

Kinder werden auch gerne als Kletter- und Spielplatz benutzt. Dazu setzt man sich mit in den Freilauf, bietet ein Leckerli an und wartet, bis die Meerschweinchen den Mut gefasst haben, ihren Mensch zu erklimmen. Hier bitte stets darauf achten, dass die Höhenunterschiede nicht zu gravierend sind. Schon ein gewagter Sprung aus geringer Höhe kann Verletzungen nach sich ziehen.

  Ganz zutrauliche Tiere nutzen die Gelegenheit auch schon mal dazu, um auf ihrem 2-Bein ein Nickerchen zu machen. Dann ist natürlich Ausdauer gefragt.

 

Gurkenlabyrinth
Die großen Baumeister unter den Kindern werden schon einen großen Spaß daran haben, das Labyrinth zu bauen. Das kann aus Playmobil, Holz, Karton oder anderen Materialien sein. Für den Anfang reicht auch erst mal eine Röhre oder nur ein Teil. Meerschweinchen haben einen ausgeprägten Geruchsinn – sie erschnüffeln das Gurkenstück, das da am anderen Ende auf sie wartet. Um ihnen am Anfang die Suche zu erleichtern, kann ein Spur gelegt werden.

 
Männchen machen

Die Sportlichen unter unseren vierbeinigen Hausgenossen schaffen tatsächlich den Balanceakt, sich auf die Hinterfüßchen zu stellen, um so an die Leckerbissen zu kommen, die höher hängen. Kinder können Leckerlis anbieten und dann langsam hochziehen. Evtl. richtet sich das Schweinchen dann auf und stellt sich für kurze Zeit auf die Hinterfüße. Für die Kinder ist es ein echtes Erfolgserlebnis, denn sie haben ja den Schweinchen ein Kunststück beigebracht. Aber bitte nicht enttäuscht sein: nicht alle Meerschweinchen schaffen es, Männchen zu machen. Den Unsportlicheren kann man noch die Hand zum Abstützen anbieten, manche bleiben aber trotz aller Hilfestellung lieber mitallen Vieren auf dem Boden.

Such die Häppchen ist auch eine spaßige Sache für alle Beteiligten. Die Kinder können eine Art Parcour aufbauen und da verschiedene Futterstückchen verstecken, z.B. unter einem Heuhäufchen ein Stückchen Paprika, in einer größeren Rolle oder Tunnel den Löwenzahn oder in der Schuhschachtel mit zwei Öffnungen die Gurke. Die Meerschweinchen losschicken und die Zeit nehmen, welches Schweinchen als erstes alles aufgespürt und verputzt hat.

Vorlesen ist für das/die Meerschweinchen auch eine nette Sache. Es hört die Stimme seines ihm vertrauten Menschen und die aufgebaute Freundschaft kann weiter aufrecht erhalten werden.

Vorlesen oder erzählen ist auch für neue vierbeinige Hausgenossen toll, um die Tiere mit den Stimmen des Pflegepersonals vertraut zu machen. Dazu können sich die Kinder auch vor den Käfig oder das Gehege setzen und die Tiere einfach nur „vollquatschen“. Mit der Zeit werden die Tiere auf bekannte Stimmen reagieren.

Da die Meerschweinchen ein anderes Zeitempfinden haben als wir, sollten wir sie nicht „stundenlang“ mit Beschäftigungstherapie quälen. Manchmal ist für die Schweinchen schon nach 5 – 10 Minuten genug und sie brauchen eine Pause.

Auch haben sie nicht immer Lust und Zeit zum Spielen – wenn sie gerade eine Ruhephase haben, sich putzen oder fressen, sollten wir sie nicht stören!

Bei aller Begeisterung - wenn die Meerschweinchen signalisieren, dass sie genug haben, sollte man es respektieren und es/sie zurück in den Käfig oder das Gehegesetzen. Bestimmt gibt es dann ganz dringende Geschäfte zu erledigen.
Ignorieren wir diese Signale, kann es durchaus vorkommen, dass die Meerschweinchen mit ihren Zähnen zwicken oder kneifen. Das wird zwar keine Spuren hinterlassen, soll aber heißen: „Mensch, laß mich jetzt endlich in Ruhe – ich will nicht mehr!“ Kommen wir dieser Aufforderung nicht nach, gibt es durchaus auch kleine Beißer, die dann massiv ihre Vorderzähne einsetzen, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Das hinterlässt nicht selten schmerzhafte, blutende Wunden. Da Meerschweinchen gerne Futterreste zwischen den Zähnen haben, können sich diese Bißwunden manchmal auch entzünden.
Schlimmer aber noch ist, dass die Freundschaft zwischen Mensch/Kind und Tier mit solch einer Beißattacke empfindlich gestört wird oder sogar ein jähes Ende nimmt. Das sind dann die Tiere, die bei uns als verhaltensgestört abgegeben werden. Wir sollten uns stets vor Augen halten, Meerschweinchen beißen nicht weil sie bösartig sind, sondern immer in Angst- oder Paniksituationen – wenn sie sich nicht mehr anders zu helfen wissen.

Absolut ungeeignet als Freizeitbeschäftigung für Meerschweinchen sind:

  • Leinen oder Geschirre, die in vielen Geschäften angeboten werden. Für die Tiere ist es der pure Streß, bis diese Geschirre erst einmal angelegt sind. Nicht selten schafft es ein Meerschweinchen, ein Füßchen zwischen Geschirr und Hals zu stecken und sich unter panischen Gezappel fast zu erwürgen. Meerschweinchen sind keine Hunde, die an der Leine hinter einem Kind hergezerrt werden wollen. Zumal Kinder in brenzligen Situation auch gar nicht richtig reagieren können.
  • Puppenkleider und Puppenwagen – es mag zwar niedlich aussehen, aber für die Tiere ist es der blanke Horror.
  • Fahrradfahren vorne im Körbchen – auch da sollten wir auf unsere Kinder einwirken, derartige Abenteuer den Schweinchen nicht zuzumuten. Schnell ist ein Tier aus dem Körbchen gesprungen und aus dieser Höhe können Stürze fatale Folgen haben, evtl. auch tödlich enden.

Die Aufzählung könnte endlos weiter geführt werden. Wir sollten uns aber stets darüber im Klaren sein, diese oder ähnliche Aktionen bedeuten für die Meerschweinchen nicht Spaß sondern enormen Streß. Und Streß macht auf Dauer krank. Mit Sicherheit wird es immer Tiere geben, die sich solche Behandlung gefallen lassen – die einen mit, die anderen ohne Gegenwehr. Diese Art von Zuwendung hat leider gar nichts mehr mit Tierliebe zu tun, sondern ist Tierquälerei!

Aber nicht nur Spielen und Spaß haben, sondern auch die Tiere füttern und pflegen gehören zum Leben mit den putzigen Fellhaufen.

Kleinere Kinder sind diesen Anforderungen nicht gewachsen. Es fehlen die körperlichen Kräfte, um den Käfig auszumisten und zu reinigen. Auch die nötige Weitsicht, die Meerschweinchen gesund und ausgewogen zu ernähren oder im schlimmsten Fall, Krankheiten zu erkennen und zu reagieren, fehlen kleineren Kindern. Selbst 8 – 12-Jährige sind, werden sie damit alleine gelassen, hoffnungslos überfordert. Wenn Meerschweinchen als Haustiere angeschafft werden sollen, sollten wir uns als Eltern im Klaren darüber sein, dass ein Großteil der anfallenden Arbeiten an uns hängen bleiben wird. Wir können zwar die Kinder von Anfang an mit einbeziehen und ihnen nach und nach einen Teil der Aufgaben übertragen, trotzdem wird die Verantwortung über das Wohlergehen der Meerschweinchen immer bei uns liegen. Die Kinder brauchen unsere Unterstützung, um sich zu verantwortungsbewussten Haustierhaltern entwickeln und auch um die Haustiere nach ihren Bedürfnissen versorgen zu können. Wir müssen ihnen den ordentlichen Umgang mit Tieren vorleben, denn die Tiere sind von unserem Wohlwollen abhängig.

Auch sollte die Anschaffung gut überlegt und vorbereitet sein. Verzückte Ausrufe im Laden: „Och sind die süß, so eins will ich!“ oder wochenlanges Quengeln, nur weil gerade in der Schule das Thema Haustiere behandelt wird, sollten niemals der Grund für einen Spontankauf sein. Unter Umständen verlieren die Kinder schnell wieder das Interesse, wenn sie das Objekt ihrer Begierde erst einmal haben oder wenn die Schweinchen nicht so zutraulich sind, wie sie sich das vorstellen.


Zum Basteln



Der
Meerschweinchenhilfe-Stundenplan

Der Stundenplan wird als Akrobat-Datei (.pdf) veröffentlicht. Sie benötigen um den Stundenplan zu öffnen den Adobe Akrobat Reader.

 

Buchtipp
  • Mit Heinz Sielmann Meerschweinchen erleben, verstehen, beschäftigen.
    64 Seiten mit 120 Farbfotos. Kosmos Verlag (Franckh-Kosmos) 
    ISBN 3-440-10242-4           7.95 EUR - 14.20 sFr
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